„Was das Virus für die Menschen in den Ländern des Globalen Südens bedeutet?“
Die Stiftung Nord-Süd-Brücken hat in Kooperation mit dem Radio F.R.E.I. aus Erfurt und der von Engagement Global/BMZ geförderten WSD-Fachkraft Uwe Flurschütz vom Verein Arbeit und Leben Thüringen e.V. die Sendereihe „Corona Global“ entwickelt.
Uwe moderiert bei Radio F.R.E.I. die Sendung „Geborgte Zukunft“ und spricht mit Initiativen weltweit über Nachhaltigkeit und globale Perspektiven nicht nur auf ein Virus.
In Zusammenarbeit mit ostdeutschen Vereinen, die sich in den Ländern des Globalen Südens engagieren, werden Menschen vor Ort befragt und Radiobeiträge erstellt.
Ziel ist es die Auswirkungen, die das Virus auch in anderen Teilen der Welt hat oder haben kann, in den Fokus zu nehmen. Über das Thema „Corona“ werden Anknüpfungspunkte für Empathie, internationale Solidarität, Weltoffenheit und Engagement geschaffen.
Die Sendereihe bietet eine gute Möglichkeit, um entwicklungspolitische Bildungsarbeit im In- und Ausland mit globalen Zusammenhängen zu erläutern. Es werden Anstöße zu entwicklungspolitischen Fragestellungen und Verweise auf Hintergrundinformationen gegeben.
„Der wesentliche Satz zur Sache lautet: Man weiß den Gewinn der Solidarität nur zu ermessen, wenn man die Einsamkeit kennt.“ (Heinz Bude 2019)
Die einzelnen Folgen:
1. Einstiegssendung
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Zum Einstieg sprach Uwe mit Dr. Andreas Wulf von medico international über die generelle medizinische und gesundheitspolitische Situation in der Welt.
Medico international ist eine Hilfsorganisation und arbeitet seit über 50 Jahren an der Beseitigung struktureller Ursachen von Armut und Ausgrenzung. Hilfe und Unterstützung für Menschen in Not ist oberste Priorität. Medico initiierte die internationale Kampagne zum Verbot von Landminen, die 1997 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Medico verfolgt stets den Ansatz, Armut, Not und Gewalt nicht nur zu lindern, sondern Ursachen zu erkennen und zu überwinden.
Unsere Kolleginnen Cora Steckel und Anna Richter erörterten die Auswirkungen und Herausforderungen für die entwicklungspolitische Inlands- und Auslandsarbeit.
Dana Ritzmann von Arche Nova schildert die Situation aus der Perspektive einer Organisation, die in
vielen Teilen der Welt aktiv ist.
Arche noVa wurde 1992 gegründet und hatte von Beginn an das Ziel, Menschen die durch Krisen, Konflikte und Naturkatastrophen in Not geraten sind zu unterstützen. Es wird viel Wert darauf gelegt, die Betroffenen von Anfang an einzubeziehen. Insbesondere um lokale Selbstständigkeit zu stärken und vorhandene Fähigkeiten zu nutzen. Programmatisch geht es meist um einen nachhaltigen Zugang zu sauberem Wasser und Präventionsprogramme im Hygiene- und Sanitärbereich, um zur Gesundheit der Menschen in den betroffenen Ländern beizutragen. Die meisten Projekte befinden sich an der Schnittstelle zwischen humanitärer Katastrophenhilfe und klassischer Entwicklungszusammenarbeit. Arche noVa unterstützt vom (Wieder-) Aufbau stabiler Wasserversorgung über Mikrokredite bis hin zu Ausbildungsprogrammen, um notleidenden Menschen beim (Wieder-) Aufbau einer Existenz zu helfen.
2. Bericht aus Malawi
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Die Informationen aus Malawi liefert Dr. Christina Klein vom Förderverein Aids Hilfe Malawi e.V. im Interview, die mit Osward Nakhaya von der Malawi Aids Support Organization gesprochen hat.
2007 unternahmen die beiden Ärzte Christina und Torsten Klein eine Reise durch 14 Länder Afrikas. Im zentralafrikanischen Malawi lernten sie ein lokales Aids-Hilfeprojekt kennen („Bulamo Aids Prevention Organization“ – BAPO). Eine Nachbarschaftshilfe, die von Menschen vor Ort gegründet worden ist. Im Anschluss und geprägt durch die vielen Eindrücke gründeten sie am 15. April 2007 den Förderverein Aids-Hilfe Malawi. Der Verein bemüht sich vor allem um die Verbesserung der Gesundheitsversorgung in der Region.
3. Bericht aus Mali
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Über die Situation in Mali, speziell in der Stadt Kati, berichten Bernward Credo und Marina Ohlendorf vom Freundeskreis Kati in Erfurt.
Der Freundeskreis Kati wurde 2009 gegründet um die Städtepartnerschaft zwischen Erfurt und Kati zu festigen und zu vertiefen. Dabei soll die Freundschaft zwischen Deutschland und Mali gepflegt werden, sowie Zusammenschlüsse von Menschen in Mali unterstützt werden. Der Freundeskreis Kati fördert Projekte, die von Akteuren vor Ort eigenständig organisiert und getragen werden, um ihre Lebensverhältnisse zu verbessern. In Deutschland will der Freundeskreis Kati für die kulturellen und sozialen Werte Malis werben und für Probleme in Mali sensibilisieren.
4. Bericht aus Nigeria
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Über die Situation in Nigeria, insbesondere aus Lagos, berichten Ian Mengel und Eze Alloysius vom PLAY!YA e.V..
PLAY!YA arbeitet seit 2008 unter den Stichworten: Kooperativ, konstruktiv, kritisch und unabhängig, um das soziale Potenzial von Sport anzuwenden und zu analysieren. Der Verein versucht durch Sport menschliche Entwicklung, kulturelle Vielfalt und soziale Teilhabe zu unterstützen. Dabei steht konsequent die Schaffung eines sozialen Mehrwerts im Mittelpunkt. Ihr Leitmotiv: "Sozial Bewegen!"
Eze Alloysius ist DIrektor der Organisation PALY!YA Nigeria, einer gemeinnützigen und unabhängigen Nichtregierungsorganisation, die sich für bessere Lebensperspektiven und Teilhabe junger Menschen einsetzt. Die Organsiation arbeitet mit Sport, der für viele Kinder und Jugendliche ein wichtiger Lebensinhalt und ein oft erhoffter Ausweg aus schwierigen sozialen Verhältnissen ist. PLAY!YA Nigeria organisiert Trainings und Sportveranstaltungen, um Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen zu fördern. Der Verein engagiert sich auch politisch, etwa in der Antikorruptionsarbeit und zu Menschenrechten. Außerdem veranstaltet PLAY!YA unter anderem das African Football Film Festival, bei dem informative und unterhaltsame Filme über gesellschaftliche und kulturelle Aspekte des Fußballs zu sehen sind.
Ian Mengel ist Mitbegründer der Organisation PLAY!YA - sozial bewegen in Berlin. Der Verein kümmert sich um das vernachlässigte soziale Potenzial des Sports. Abseits von Mega-Events, Rekorden und Superstars geht es um wichtigere Fragen: Wie kann Sport menschliche Entwicklung, kulturelle Vielfalt und soziale Teilhabe fördern? Welche Verantwortung trägt Sport für Menschenrechtsverletzungen, Militarismus und Rassismus? Wie lernen junge Menschen respektvoll und wertschätzend mit sich und ihrer Umwelt umzugehen? PLAY!YA arbeitet dazu in Berreichen wie Bildung und Globales Lernen, Jugendhilfe und Integration oder internationaler Austausch und Sportpolitik.
Katrin Jullien und George Wanjala vom Leapfrog e.V. berichten über die Situation in Kamerun. Der Verein Leapfrog e.V. unterstützt seit 10 Jahren IT Bildung in Afrika. In Buea wird von dem Verein über die Partnerorganisation ActivSpaces die "quirlige Tech-Szene" unterstützt. Über vielfältige Verbindungen entsteht so ein Bild zur Coronalage, welches im Interview vermittelt wird.
Leapfrog e.V. ist eine gemeinnützige NRO mit Sitz in Berlin und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die IT-Bildung in den Ländern des Globalen Südens zu unterstützen. Durch die Förderung und Entwicklung von IT-Schulungsprogrammen, sowie Hilfe beim Aufbau von IT-Infrastruktur an Schulen und gemeinnützigen Einrichtungen, soll die „digital gap“ verkleinert werden.
6. Bericht aus Uganda
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Aus Uganda berichtet Hannah Bresch, die von 2015 bis 2019 für den Zivilen Friedensdienst zu Landkonflikten im Nordosten Ugandas arbeitete und weiterhin in regelmäßigem Austausch mit ihren ugandischen Mitstreiter*innen steht. Dazu gehören Rose Amongin von der Kolir Women Development Organisation und Michael Odeke von der Teso Initiative for Peace (TIP), die beide im Interview zu hören sind.
7. Bericht aus Kenia
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Aus Kenia berichten uns nochmal Katrin Jullien und Georg Wanjala von Leapfrog. Sie haben engeren Kontakt zu Daniel Waineina vom Mitume Community Development Project der in den Slums von Kitale arbeitet und im Interview zu Wort kommt. Er versucht über Fußball an Jugendliche heranzukommen und gibt ihnen die Möglichkeit einer technischen Grundausbildung.
8. Bericht von den Philippinen
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Uwe Berger vom Carpus e.V. berichtet von seinen Projektpartner*innen aus Puerto Princesa auf der Insel Palawan und der gleichnamigen Provinz der Philippinen. Thema ist vor allem das philippinische Gesundheitssystem. Die Originalstimme einer Ärztin konnte leider nicht eingespielt werden, weil diese Angst um ihren Job hatte, da jede Kritik an der Regierung Duterte sehr ernst genommen und oft verfolgt wird. Ihre Aussage konnten wir trotzdem einsprechen. Neben der Forderung nach Schutzausrüstung wird von ihr auch wieder der Wunsch nach einem für alle Menschen frei verfügbaren Impfstoff geäußert.
9. Bericht aus Bolivien
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Aus Bolivien berichtet Martin, der längere Zeit in Südamerika unterwegs war und darüber in einem Blog berichtet sowie Vorträge dazu hält. Er sprach mit Adelaidet Carrillo Rocha aus Santa Cruz de la Sierra, die mit dem feministischen Kollektiv Mujeres Creando verbunden ist.
10. Bericht aus Georgien
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Über die Situation in Georgien berichtet Diana Tsertsvadze vom Georgisch-Deutschen Kulturverein, die in Kontakt mit Zviad Arabize vom Migrantenzentrum in Tbilissi steht.
11. Bericht aus der Atacama-Region
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Oscar Choque, der Fachpromotor für Rohstoffpolitik, Entwicklung und Migration aus Leipzig, der selbst aus der Region der Salzseen in der Atacamawüste Boliviens stammt und für den Verein Ayni – Verein für Ressourcengerechtigkeit arbeitet, berichtet über die Situation vor Ort. Jorge Muñoz Coca von der Organisation Tanti semilla repräsentiert die indigene Bevölkerung als Vertreter im Dachverband Observatorio Plurinacional de salares andinos und stand als Gesprächspartner und Informationsquelle zur Verfügung. Musik: Kjarkas - Munasquechay
12. Bericht aus Namibia
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Für den Solidaritätsdienst International e.V. - SODI! arbeitet Holger Vollbrecht als Programmmanager für das südliche Afrika. Er berichtet zusammen mit Hangula Werner, der als Künstler und Klimabotschafter beim EduVentures Trust in Namibia arbeitet, über die Situation in Namibia von Ende Juli. Musik: Elemotho - Ga Lo Itse.
13. Bericht aus Kolumbien
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Prof. Dr. iur. John Zuluaga LL.M. von der Universidad de Antioquia in Kolumbien berichtet über die Auswirkungen in seinem Land und die Maßnahmen.
14. Bericht aus der Ukraine
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Interview mit Dietrich Wohlfahrt, Vorsitzender des Ukrainefreunde Gotha e.V., der mit Dr. Igor Schlentschak in Tscherkasy in Kontakt steht.
Jan Wenzel vom Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO) erzählt von den Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeit von NROs im entwicklungspolitischen Bereich und speziell auf die Arbeit im Globalen Süden.
Für die Stiftung Nord-Süd-Brücken informiert Andreas Rosen über die Folgen und Reaktionen der Zivilgesellschaft in Ostdeutschland auf die Pandemie und was sich dadurch für die entwicklungspolitische Inlandsarbeit verändert.
16. Impfgerechtigkeit Global
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Derzeit ist das Thema Coronaimpfung in Deutschland in aller Munde und demnächst auch in (fast) aller Arme. Darauf werden die Arme/n in den Ländern des Globalen Südens wohl noch länger warten müssen. Woran das liegt, wie sich das ändern kann und was dafür notwendig ist, ist Thema der Sendung.
Zu den Zuständen in anderen Ländern und vor allem in Ländern des Globalen Südens spricht Mareike Haase von Brot für die Welt. Außerdem darüber, wie die Impffortschritte dort sind und was es aus ihrer Sicht braucht, um auch in ärmeren Ländern allen Menschen schnellstmöglich ein Impfangebot machen zu können und so die Auswirkungen und das Leid durch Corona zu mildern oder bestenfalls zu beenden.
Die vorherrschende nationale Perspektive wird durch eine globale und entwicklungspolitische Sicht auf das Problemfeld ergänzt, denn schon der Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller(CSU) hat ganz treffend gesagt, dass wir die Pandemie nur global bekämpfen und besiegen können. Wie das aus deren Sicht gelingen kann, ist Thema im Gespräch mit Dr. Olaf Deutschbein, dem Sprecher des Ministers.
Hauptsächlich über die politischen Implikationen von Corona berichtet Max Klein von der BUKO Pharmakampagne. Also darüber, weshalb die medizinische Versorgung im Globalen Süden allgemein und bei Corona insbesondere so oft so unzureichend ist. Um in absehbarer Zeit die notwendige Verbesserung Verbesserung bei der Versorgung mit Impfstoffen auch im Globalen Süden zu erreichen werden verschiedene Möglichkeiten und Initiativen vorgestellt, die alle mit Patentrechten zu tun haben. Dabei ist die Frage vor allem, wieso der Globale Süden bei den Impfungen so weit zurück ist und was aus deren Sicht für eine Beschleunigung notwendig ist.
Einen lokalen Bezug und trotzdem eine andere Perspektive bringt Sulaiman Amahmoud ein, nämlich die von nach Deutschland und Thüringen geflüchteten Menschen und deren Situation in der Pandemie.